Mit dem Kölner Künstler Walter Dahn ist am 7. November 2024 ein zentraler Protagonist der "Neuen Wilden" gestorben. 1954 im niederrheinischen St. Tönis bei Krefeld geboren, studierte Dahn in den 1970er Jahren an der Kunstakademie Düsseldorf und war im Alter von 25 einer der jüngsten Meisterschüler von Joseph Beuys. Sein vielschichtiges – von der Malerei ausgehendes und später um Fotografie, Video, Collage, Tonträger und Installationen erweitertes – Œuvre bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Kunst, Musik und Erzeugnissen der Popkultur.

 

Dahn war in den frühen 80er-​Jahren Mitglied der Künstlergemeinschaft "Mülheimer Freiheit", die sich abseits der Düsseldorfer Akademiesphäre in einem Kölner Hinterhof-​Atelierhaus formierte: "Die sogenannten 'Neuen Wilden' schöpfen im Ansatz nicht selten aus der Punker-Mentalität, sie sind oftmals dieser Szene über Musik und Fanzine verbunden [...]. Ein großer Teil dieser Pinsel-Punker ist zwischen 25 und 32 Jahre alt, die meisten haben bei Beuys und anderen namhaften Künstler-Professoren ein gründliches Studium absolviert. [...] Etliche haben seit gut fünf Jahren herumgewerkelt oder gepinselt und erleben jetzt ihren Durchbruch, indem der Zeitgeist sie bestätigt." (Klaus Hoffmann: Die Piraten sind auf dem Schiff, in: Mühlheimer Freiheit. Die Seefahrt und der Tod, Ausst. Kat. Kunsthalle Wilhelmshaven / Kunstverein Wolfsburg, 1981).

 

Beflügelt durch den Galeristen Paul Maenz erlebte die kurzlebige Vereinigung von Neo-​Expressionisten um Dahn, Hans Peter Adamski, Peter Bömmel, Jiří Georg Dokoupil, Gerard Kevers und Gerhard Naschberger in den frühen 80er-​Jahren einen kometenhaften Aufstieg im westdeutschen Kunstbetrieb – und auf dem rheinischen Kunstmarkt. Der vielbeschriebene "Hunger nach Bildern" war geweckt und ließ die junge deutsche Malerei ins Blickfeld der internationalen Szene treten.

 

Rudi Fuchs, der als Künstlerischer Leiter besondere Aufgeschlossenheit für die neuen Strömungen der Malerei zeigte, stellte Walter Dahn und dessen engsten künstlerischen Weggefährten Jiří Georg Dokoupil 1982 auf der documenta 7 aus. In der Ausstellung war Dahn mit insgesamt sechs großformatigen Gemälden vertreten, die den anarchischen Geist seiner ​expressiv-​spontanen Malerei exemplarisch repräsentieren. Darunter beispielhaft: "Einen Besen fressen" (1981, Dispersion auf Nessel, 200 x 150 cm), "Raucherbein" (1982, Dispersion auf Nessel, 160 x 200 cm), "Der Baum (für Beuys)" (1982, Dispersion auf Nessel, 200 x 165 cm), und "Salto mortale" (1982, Dispersion auf Nessel, 150 x 200 cm).

 

Als Teil der Ausstellung "about: documenta" ist das letztgenannte Bild, "Salto mortale" derzeit in der Neuen Galerie in Kassel zu sehen.  

 

Von 1995 bis 2017 hatte Walter Dahn eine Professur für Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK) inne.