"Mickey Mouse equals pancakes equals Kasper König."
(Claes Oldenburg, notes January 1965 to July 1966)

 

Der einflussreiche Ausstellungsmacher, Museumsdirektor und Hochschullehrer Kasper König ist gestorben.

 

Als freier Kurator der "ersten Stunde" und umtriebiger Vermittler zwischen verschiedensten Polen des Betriebssystems der zeitgenössischen Kunst zählte er zu Ausnahmeerscheinungen der internationalen Kunstwelt.

 

Schon im Alter von 23 Jahren koordinierte er 1966 von New York aus die erste europäische Einzelausstellung seines Künstlerfreundes Claes Oldenburg im Moderna Museet Stockholm unter der Leitung von Pontus Hultén. Als zweite Premiere folgte 1968 am gleichen Ort die erste europäische Einzelausstellung Andy Warhols. Etwa zur gleichen Zeit gründete er als Geschäftspartner gemeinsam mit Konrad Fischer in Düsseldorf einen der wichtigsten alternativen Kunsträume Deutschlands: die 1967 eröffnete Galerie Konrad Fischer. Auf Vermittlung Königs betraten an diesem unkonventionellen Ausstellungsort in einer umgebauten Toreinfahrt zahlreiche Vertreter*innen der Konzeptkunst und Minimal Art die Bühne der Rheinländischen Kunstszene: darunter Carl Andre, Hanne Darboven, Bruce Nauman und Lawrence Weiner.   

 

Auch für Harald Szeemann kam Königs Netzwerk und sein damals bereits legendäres New Yorker Adressbuch bei der Planung der Ausstellung "When Attitudes Become Form" in der Kunsthalle Bern (1969) gelegen. Als Szeemann sein Team für die documenta 5 (1972) zusammenstelle, stand folglich auch König auf der Liste der Mitarbeiter. Der Aufgabenstellung des Schweizers, die Sektion „Individuelle Mythologien“ zu kuratieren, konnte er sich jedoch erfolgreich entziehen: Stattdessen übernahm König die Projekt-Koordination von Claes Oldenburgs "Maus Museum", als dessen offizieller Museumsdirektor er während der documenta 5 firmierte. Weitere (unrealisierte) alternative Projektvorschläge Königs für die documenta 5 betrafen die Konzeption eines weit gefächerten Postkartenmuseums und die umfassende Präsentation von Werken des Konzeptkünstlers On Kawara (drei Jahrzehnte bevor Okwui Enwezor Werke des Japaners auf der documenta 11 ausstellte).

 

In der Folge war Kasper König gleich mehrfach als Kandidat für die Künstlerische Leitung der documenta im Gespräch – berufen worden ist er jedoch nie. Knapp dürfte die Entscheidung vor allem im Vorfeld der documenta 8 (1987) gewesen sein, als er – gemeinsam mit dem Kunstkritiker Laszlo Glozer, als engem konzeptuellen Partner – das Nachsehen gegenüber dem Niederländer Edy de Wilde hatte. Nach dem Rücktritt der designierten Doppelspitze de Wilde/Szeemann rückte schließlich Manfred Schneckenburger als Leiter der documenta 8 nach.

 

In seiner langen Laufbahn bekleidete Kasper König Professuren am Nova Scotia College of Art and Design in Halifax, an der Kunstakademie Düsseldorf und der Frankfurter Städelschule, der er ab 1989 als Rektor vorstand. Parallel zu seiner Zeit an der Städelschule leitete er ab 1987 die von ihm ins Leben gerufene Ausstellungshalle Portikus, bevor er im Jahr 2000 als Direktor an das Museum Ludwig in Köln wechselte, wo er bis zum Eintritt in den "Ruhestand" im Jahr 2012 tätig war.

 

Unter den kunst- und ausstellungshistorischen Vermächtnissen Kasper Königs nimmt die 1977 zusammen mit Klaus Bußmann (1941–2019) initiierte Ausstellungsreihe Skulptur Projekte Münster einen besonderen Stellenwert ein: Als Modellfall ortspezifischer Arbeitsweisen zählt die im Zehn-Jahres-Rhythmus stattfindende Großausstellung zu den weltweit wichtigsten Formaten der zeitgenössischen Kunst im öffentlichen Raum. Die sechste Ausgabe der Skulptur Projekte findet 2027 statt: Es wird die erste Ausstellung ohne ihren Mitbegründer und langjährigen Künstlerischen Leiter Kasper König sein.