Im September 1976 sendet Arnold Bode "herzliche Grüße aus Lucca, Florenz, Siena, Elba und Venedig" an den "lieben Genossen Stadtrat Wurbs", den Leiter des Kasseler Kulturamts. Die dynamische Kalligrafie und die spielerische Verklammerung von Schrift und aufgeklebter Postkarte (Rialtobrücke mit Gondoliere) durch einen schwungvoll ausgeführten Pfeil, können hierbei als Hinweis auf eine gewisse Urlaubsbeschwingtheit des Reisenden gedeutet werden. Doch wie gewohnt, fasst sich Bode protokollarisch kurz und richtet den Blick umgehend auf die anstehenden Projekte des Kasseler Tagesgeschäfts:

"Die Biennale / ist 'nicht' gelungen! / Ein langes Gespräch darüber! Ja – wann / und am Montag kommt ein großes Papier / über unsere gemeinsame Arbeit – Oktogon usw."

Der hier zitierte briefliche Rapport an Ludolf Wurbs ist Teil einer privaten Schenkung, die das documenta archiv vor Kurzem übernehmen konnte. Das Konvolut gibt Einblick in Bodes Kasseler Netzwerk und erweitert den Bestand zum documenta Gründer um Autografe und bisher unbekanntes Material.

 

Neben einer Sammlung von Publikationen und Kleinschriften enthält der Bestandszugang Korrespondenzen Bodes mit zentralen Akteuren der städtischen Kulturpolitik sowie einige mehrseitige Dossiers zu verschiedenen Projektvorhaben aus den mittleren 1970er Jahren. Hervorzuheben sind etwa Unterlagen zum nie verwirklichten "Oktogon-​Museum der 100 Tage" zur documenta 6 (1977) – der lange verfolgten Vision einer Skulpturenausstellung im achteckigen Bauwerk zu Füßen des Kasseler Herkules – sowie Konzeptpapiere und Pläne für die Gründung und den mehrstöckigen Bau einer Arnold Bode Stiftung in Kassel Wilhelmshöhe, die Bode in den letzten Jahren seines Lebens zum eigenen Andenken (zur Erinnerung an "A B") skizzierte.


Der neue Teilbestand wird zusammen mit dem Bode-Nachlass im documenta archiv erschlossen und zugänglich gemacht.