Der Maler, Filmemacher und Objektkünstler Karl Horst Hödicke ist am 8. Februar 2024 im Alter von 85 gestorben. Hödicke wurde 1938 in Nürnberg geboren und zog 1957 mit seiner Familie nach Berlin. Nach nur einem Studiensemester im Fachbereich Architektur wechselte er an die Hochschule der Künste, wo er bei Fred Thieler (1916–1999) – einem informellen Maler der Gruppe ZEN 49 und Teilnehmer der documenta Ausstellungen 1959 und 1964 – Malerei studierte.

 

Ab den 1960er Jahren zählte Hödicke neben Malern wie Markus Lüpertz oder Georg Baselitz zu den Hauptvertretern der neu aufkommenden neoexpressionistischen Malerei. In seinem Werk nahm er oftmals direkten Bezug auf die politische Lage der geteilten Insel-Stadt Berlin. Eine prägende Figur war Hödicke auch als Hochschullehrer: 1974 wurde er als Professor einer eigenen Malereiklasse an die West-Berliner Hochschule der Künste berufen, wo er bis 2005 unterrichtete. Er gilt als künstlerischer Vater der "Jungen Wilden": Künstler*innen wie Helmut Middendorf, Elvira Bach, Ina Barfuß oder Salomé, die in den 1980er Jahren von sich reden machten, waren seine Schüler*innen.

 

Im Rahmen der documenta 6 (1977) wurde eine Serie von Handzeichnungen Hödickes aus den Jahren 1967 bis 1976 in der Kasseler Orangerie gezeigt. Die Titel: a, b, c, d, e, f, g (Zeichnung und Collage, je 30 x 21 cm). Doch wer im Katalog der documenta 6 nach Abbildungen seiner nüchtern benannten Werke sucht, wird enttäuscht. Auch biografische Angaben zu Leben und Werk sucht man dort vergeblich. Die notwendigen Unterlagen und Abbildungen sind nicht rechtzeitig in der Redaktion eingegangen – oder sie wurden niemals abgeschickt: Der Künstler hatte andere Prioritäten. In einem Interview aus dem November 2012 berichtet er, er habe die documenta niemals besucht. Ähnliches liest man dort über die Biennale von Venedig: Er fand sie nach eigenen Angaben "schon immer ein bisschen affig".

 

Die Berlinische Galerie verlieh Karl Horst Hödicke im Jahr 1998 den Fred-Thieler-Preis für Malerei.