Zum Tod des Konzeptkünstlers Hans-Peter Feldmann
"Kunst soll nicht heilig sein - im Gegenteil. Kunst ist eine ganz banale Alltagssache für Jedermann."
(Hans-Peter Feldmann)
Der Düsseldorfer Konzeptkünstler Hans-Peter Feldmann (1941-2023) hat sich zeitlebens Erwartungen und Zuschreibungen entzogen. Von Beginn an brachte ihm seine von Humor und spielerischer Ironie geprägte Arbeitsweise in der deutschen und internationalen Kunstwelt eine besondere Rolle ein: die Rolle eines Künstlers für Künstler. Schon 1973 widmete ihm beispielsweise der dänische Maler und Bildhauer Per Kirkeby (1938-2018) - inspiriert durch das "befreiende Gefühl von Leichtigkeit und Mitteilung", das die Betrachtung von Feldmanns frühen Künstlerbüchern bei ihm ausgelöst hatte - einen kurzen Aufsatz.
Mit konsequenter Eigenwilligkeit führte Feldmann seit den späten 1960er-Jahren Walter Benjamins Überlegungen zum Begriff des Originals, seiner Aura und der damit verbundenen Problematik des reproduzierbaren Kunstwerks ad absurdum. Aus einer schier endlosen Bildersammlung, die er nach selbstgewählten Regeln ordnete oder durcheinander würfelte, ließ er - nach dem Prinzip von Serie und Wiederholung - immer neue künstlerische Werke und konzeptuelle Bücher entstehen. Neben eigenen fotografischen Aufnahmen, für die er selbst grundsätzlich das nüchterne Wort "Bilder" verwendete, griff er zunehmend auf vorgefundene Materialen des Alltags, Pressefotografien und massenproduzierte Trivialobjekte aller Art zurück. Auf lustvolle Weise bespielte seine künstlerische Kombinatorik die Klaviatur von Kitsch- und Kunstgeschichte.
Eine dieser Serien, "21 Bilder von Feldmann" (1976/77) war 1977 im Rahmen der documenta 6 zu sehen. Sie besteht aus 21 ungerahmten Siebdrucken mit variablen Größen. Die eng aneinander aufgereiten Motive reichen vom Liebespaar über klischeehaft süßliche Landschaftsimpressionen bis zum flauschigen Katzenbaby. Ein Abriss der Ikonografie des Alltags inklusive "Cat Content" avant la lettre.
1980 setzte Feldmann einen Schlusstrich unter seine Arbeit. Er zerstörte seine Werke und zog sich jahrelang aus dem Kunstkontext zurück, bis er schließlich nach längerer Pause die Tätigkeit wieder aufnahm.
Zu seinen aufsehenerregenden Werken jüngerer Jahre zählt unter anderem der rosa bemalte David mit leuchtend gelbem Haar - ein Replikat von Michelangelos florentiner Großskulptur - das 2006 temporär auf dem Vorplatz des Kölner Museum Ludwig aufgestellt war sowie sein fast schon diskreter Beitrag zu den Skulptur Projekten in Münster: Dort gestaltete er 2007 die öffentlichen Toiletten unterhalb des Domplatzes um: An den Wänden lassen sich dort noch heute leuchtend bunte Blumenbilder auf dem blanken Fliesenspiegel bewundern, während Klospülungen rauschen und gelegentlich Münzen in der Geldschale an den mit Plastikkronleuchtern dekorierten Eingangstüren klimpern. Kunst und Alltag waren für Feldmann nie getrennt.
Hans-Peter Feldmann ist am 26. Mai im Alter von 82 Jahren gestorben.